Meine Nerven…

Seit fünf Wochen steht unser Pferdle Levi nun schon auf seinem neuen Pferdehof in Rauhenbretzingen. Mittlerweile lebt er mittendrin in der Pferdeherde, zusammen mit zwei größeren Stuten, einem Haflingerwallach und zwei kleinen Shettlandponies.
Die Eingewöhnung in die Herde verlief sehr gut 🙂
Es hat sich ausgezahlt, dass wir uns hierfür viel Zeit genommen haben. Sogar mehr Zeit als eigentlich vorgesehen – und das lag am Hufschmied.
Das Thema Hufschmied entwickelte sich immer mehr zu einem Krimi

Landauf, landab gibt es zu wenige Hufschmiede. Diese kräftigen Kerle schwitzen, schuften und schaffen täglich was geht. Die Terminkalender sind übervoll. Ausser der Reihe mal zu kommen, ist so gut wie gar nicht möglich.
Nun, ich brauchte meinen Schmied zum Glück ja auch nicht ausser der Reihe. Der Termin Mitte Juni war ja schon lange geplant und eingetragen. Auch war klar, dass der Schmied für die hinteren Hufe Eisen aus Alu mitbringen muss, mitsamt einem speziellen Kleber, denn diese Alu-Eisen werden geklebt und nicht genagelt.
Warum Alu-Eisen? Damit während der Zeit der Eingewöhnung, wo eben die Rangordnung zwischen den Pferden geklärt wird, kein Pferd ernsthaft verletzt wird (wenn ein beschlagenes Pferd kräftig ausschlägt).

Die anderen Pferden vom Hof sind hinten alle nicht beschlagen.
Was manche nicht wissen: Es gibt Pferde mit extrem festem Huf, die brauchen keine Eisen. Da muss der Schmied nur hin und wieder nachfeilen und gut ist es.
Levi gehört zu den Pferden, die Hufeisen brauchen. Seine Hufe laufen sich ansonsten sehr schnell ab, sie brechen aus und Levi würde lahmen. Geradezu wie ein Mensch, der nie barfuß läuft und plötzlich 10 Kilometer ohne Schuhe über spitze Steinchen spazieren soll.
Da wir Levi täglich reiten (im Wald sind es oft steinige Wege) geht es ohne Eisen also nicht.
Zurück zum Krimi:
Ich war sehr froh, dass Levi vor seinem Schmiedtermin Mitte Juni nicht vorher schon ein Eisen verloren hatte! Hoffentlich hatte der Schmied die Alueisen bestellt? Hoffentlich würde alles klappen? Ich hatte ihn per Whatsapp erinnert – aber man kann bei ihm nicht sehen, ob er diese Nachrichten liest/abhört oder nicht. Ok, es wird schon klappen!
Am Morgen, des von mir heiß erwarteten Termines, kam die Sprachnachricht vom Schmied: Es sei so manches dazwischen gekommen, man müsse das Ganze um ein paar Tage verschieben.
Ok – ok – ok… Blöd zwar, aber ich habe Verständnis. Das kann immer mal passieren. Diese paar Tage werde ich überbrücken können…

Für mich bedeutete es allerdings nicht nur keine neue Eisen. Für mich bedeutete es, dass Levi weiterhin in der Eingewöhnungsbox bleiben musste und nicht in die Herde integriert werden konnte, denn er hatte hinten ja noch seine normalen Eisen drauf.
Mitdenkende LeserInnen überlegen nun vielleicht: Na, da hätte man doch einfach die Eisen hinten selber runtermachen können, damit Levi zur Herde dazu kann.
Hätte ich tun können. Doch Levi ist enorm fühlig ohne Eisen. Er läuft dann ganz schlecht. Und wenn das alles zu lange geht, dann droht eine Huflederhautentzündung.
Als würde der „Nichtbarfußmensch“ dicke Blasen an die Füße bekommen wenn er plötzlich seinen Marsch ohne Schuhe machen muss.
Ich mistete somit weitere Tage seine Box morgens und abends, ich füllte täglich seinen Heusack, brachte ihn zur Weide und holte ihn zurück… alles Dinge, die ich hätte nicht tun müssen, wenn Levi in der Herde gewesen wäre.

Was soll ich sagen? Letztlich dauerte es drei Wochen, bis der Schmied mir einen Termin nannte, an dem er vorhatte zu kommen.
Drei schwierige Wochen!! Ich suchte immer wieder den Kontakt zum Schmied, er antwortete nicht. Er hat tatsächlich Gründe, die ich hier nicht nennen will. Aber so in der Luft zu hängen war für mich halt auch schwierig.
Ein Eisen nach dem anderen fiel ab. Ich kaufte zu meinem alten Hufschuh noch einen weiteren Hufschuh dazu (nicht billig!) und hatte nun wenigstens zwei Hufschuhe, die Levi am Tag anhatte, um etwas Schutz am Huf zu haben. Solche Schuhe sind aber nur für eine kurze Überbrückungszeit gedacht….

Warum ich nicht einfach einen anderen Schmied holte?
Zum einen, weil es wirklich nicht einfach ist, einen anderen Schmied zu bekommen!
Außerdem war ich mit meinem Schmied immer sehr zufrieden. Ich wollte ihn nicht ersetzen… Irgendwie werden wir das doch schaffen, hoffte ich.

Was halt ganz unpraktisch war: Nachdem das erste Eisen abgefallen war, konnten wir Levi nicht mehr reiten!!! Und DAS ist richtig doof!! Levi braucht die Bewegung, weil sein Husten sonst noch schlimmer wird.
Das Hustenthema ist in diesem Jahr richtig heftig. Nicht nur bei Levi. Ich höre von vielen Pferdeleuten, deren Pferde in diesem Jahr viel husten.
Das stimmt mich traurig und frustriert mich. Ich inhaliere Levi täglich, wir reiten ihn täglich (also, wenn er Eisen hat 😉  ich gebe ihm seit geraumer Zeit unterstützend einen Schleimlöser. Keine Ahnung, ob und wann das mit dem Husten besser wird?
Natürlich wäre es besser, er würde kein Heu fressen sondern ausschliesslich z.B. Heulage. Theoretisch alles klar…aber wie praktisch umsetzbar???

Vielleicht könnt ihr verstehen, dass ich auf den neu gesetzten Termin des Schmiedes (nach diesen drei Warte-Husten-Wochen) mehr als hingefiebert habe.
Und dann wurde ich wieder versetzt!!!! Der Schmied kam nicht.
Jetzt war meine Geduld und meine Nerven aber echt zu Ende!! Meine Sprachnachricht an den Schmied war explosiv. 🙁
Schade, dass es ein so ungutes Ende nahm, denn er ist echt ein guter Schmied.

Ich setzte mich umgehend an den PC und recherchierte und telefonierte stundenlang. Mit Erfolg. Schon am nächsten Tag kamen zwei Engel (Hufschmiede). Es war absolut an der Zeit, sagten auch die beiden. Die befürchtete Huflederhautentzündung wäre womöglich Realität geworden…
Vorne bekam Levi normale Eisen und hinten bekam er DUPLO-Eisen, genagelt. Diese Eisen sind mit Kunststoff ummantelt und somit für die Eingewöhungszeit auch bestens geeignet.
Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dass dieser Schmied meine Not am Telefon erkannte und gleich am nächsten Morgen diesen weiten Weg auf sich nahm, um Levi und mir zu helfen. Ein Hufschmied-Krimi mit happy end.

Die Hufe bei Levi brauchen dringend neue Eisen!

Was für ein „Hufschmied-Krimi“!!! Dieser Engel rettet mich…

Levi frisch beschlagen 🙂

DUPLO-Eisen hinten – sehr gut bei Offenstallhaltung und Eingewöhnung.

Hoffentlich brauche ich diese zwei Hufschuhe nicht so schnell wieder…!