Die Frage nach dem „Warum“?

Nach dem ersten Schock fragt man sich: Warum? Warum kam es zu diesem Bandscheibenvorfall? Was habe ich falsch gemacht???

Zunächst kann ich freudig berichten, dass es Mila seit der OP täglich besser geht. Der Verlauf ist so, wie es mir mein Tierarzt vorgestern erklärte: In den ersten 10 Tagen nach so einer schweren OP erholt sich der Hund sichtbar jeden Tag mehr. Danach heilt es weiter, allerdings nicht mehr so rasant. Vier Monate müsse man im Durchschnitt rechnen, bis so eine OP ausgeheilt ist. Danach hat man einen fast gesunden Hund. Aber mehr Vorsicht und Umsicht ist lebenslang geboten.
Auch wenn so ein Bandscheibenvorfall oftmals wie aus heiterem Himmel kommt, so ist es meist ein langer, schleichender, oft unbemerkter Prozess.
Das geschulte Auge kann Vorzeichen erkennen. Ich habe in dieser Hinsicht kein geschultes Auge. Was ich aber schon sehr früh bemerkte, war der relativ lange Rücken bei Mila. Unsere reinrassige Kromfohrländerin hatte einen kompakteren Körperbau. Ich sprach dies beim Tierarzt an, da war Mila noch ein sehr junger Hund. Ob das mal Probleme geben könne, fragte ich damals schon. Auch ein Tierarzt kann nicht in die Zukunft schauen. Er meinte damals spaßeshalber, er könne ja eine Rippe entfernen, dann sei mein Hund kürzer. 🙂
Als junger Hund ließ ich Mila nicht aufs Sofa springen. Und ich wartete lange Zeit damit, bis sie mehrere Treppen steigen durfte. Die Knochen von Welpen und Junghunden sind weich. Hier habe ich also aufgepasst.
Beim Fell bürsten fiel mir auf, dass sich Mila von klein an ungern den Rücken bürsten liess. Auch das sprach ich einmal beim Tierarzt an. Er tastete den Rücken ab und meinte, im Brustwirbelbereich gäbe es evtl. eine kleine Unebenheit. Aber nichts Gravierendes.
Vor einigen Monaten, nachdem ich ihr die Krallen geschnitten hatte, lief sie etwas klamm. Nach zwei Tagen lief sie wieder völlig normal. Zum Krallen schneiden legte sich Mila auf die Seite oder auf den Rücken (weiche Unterlage). Ich war dies so von meiner reinrassigen Kromi-Hündin Alma gewohnt. Ihr musste ich aufgrund erkrankter Ballen häufig die Hornzapfen an den Ballen abschneiden. Dazu legte sich Alma auf die Seite und streckte mir ihre vier Füße entgegen. Das habe ich bei Mila von klein auf einfach so übernommen – doch vielleicht war das für ihre Rückensituation nicht förderlich?
Ich erinnere mich: Vor einiger Zeit gab es einmal die seltsame Situation, dass sich Mila plötzlich nicht mehr hinlegen wollte. Sie lief im Haus umher, legte sich kurz hin, stand wieder auf, legte sich an einen anderen Platz, stand wieder auf… ich fuhr direkt mit ihr zum Tierarzt. Er tastete den Rücken ab, aber Mila zeigte keinen Schmerz. Vielleicht hatte sie einfach nur Bauchschmerzen? Mila bekam ein Schmerzmittel und der Spuk war schnell wieder vorbei.
Dann kam die Situation, da wollte Mila in der Hundeschule bei einem Fun-Agility-Training nicht so geschmeidig über die Hindernisse hüpfen. Es waren sehr niedrige Hindernisse! Der Trainerin fiel es auf (sie hat ein geübteres Auge, denn sie hat selber einen Hund mit Rückenproblemen) und ich liess Mila nicht mehr springen. Kaum waren wir damals von der Hundeschule zu Hause, lief Mila freudig durch unseren Garten.
Im Stillen dachte ich darüber nach, ob irgendwann einmal die Zeit kommen würde, wo Mila wegen ihres Rückens eine Physiotherapie brauchen würde?
Sicherheitshalber goggelte ich schon einmal nach einer Therapeutin und schrieb mir ihre Nummer auf…

Manche fragen sich vielleicht, war es für Mila auf Dauer zu viel am Pferd mitzulaufen? Tatsächlich glaube ich nicht, dass dies die Ursache für den Bandscheibenvorfall ist. Mila ist ein agiler Hund, sie braucht und liebt Bewegung. Dem Alter angepasste Bewegung ist wichtig und notwendig.
Kritischer sehe ich die Treppen&Co. Bislang lief Mila innerhalb unseres Hauses oftmals die Treppen rauf und runter, sie sprang mehrmals am Tag auf das Sofa bzw wieder herunter (was für den Rücken besonders belastend ist), sie sprang aufs Bett, sie sprang täglich in die Autobox und wieder heraus. Vielleicht war das alles zusammen jetzt einfach zu viel?
Wie ich jetzt las, haben Hunde oft im Alter von 5 bis 7 Jahren einen Bandscheibenvorfall, weil sich ab diesem Alter die Knochenstrukturen langsam verändern und altern. Mila frisst Trockenfutter von hoher Qualität und am Abend Nassfutter. Trockenfutter kann einen Anteil daran haben, dass sich Knochenstrukturen ändern, weil bestimmte Flüssigkeiten aus der Knochensubstanz entzogen werden. Es gibt aber sicherlich sehr viel Hunde, die ihr Leben lang Trockenfutter fressen, Treppen steigen, ins Bett hüpfen und nie in ihrem Leben einen Bandscheibenvorfall haben!
Bandscheibenvorfälle können alle Hunde betreffen. Hunde jeder Rasse, jeder Größe, jeden Alters.
Warum es Mila nun getroffen hat, kann ich nicht beantworten. Es war bestimmt ein Prozess. Ich fürchte aber, der Ausschlag für den Bandscheibenvorfall war das Krallen schneiden am 27. März. Sie lag dabei wie immer auf der Seite, ich hatte ihr Hinterbein in der Hand, schnitt vorsichtig die Krallen und plötzlich riss sie mir das Bein aus der Hand und quietschte auf. Ich dachte ich hätte die Kralle zu kurz geschnitten, dem war aber nicht so. Danach lief Mila zunächst normal. Später beim Abendspaziergang fiel unserer Tochter auf, dass sie nicht ganz so willig mitlief… und alles nahm seinen Lauf, wie ich ihn ja schon beschrieben habe.
Ich frage mich ob es nicht passiert wäre, hätte ich die Krallen in einer anderen Haltung geschnitten??? Wahrscheinlich wäre es dann tatsächlich nicht passiert!!!
Vielleicht wäre es dann aber irgendwann bei einer anderen Situation passiert: Beim Hüpfen über den Bach, beim Sprung aus dem Auto, beim Spielen mit dem Nachbarshund…???

Das „Warum?“ lässt sich nicht abschliessend beantworten.
Jetzt heißt es nach vorne zu schauen und zu lernen, was nun für die Pflege und das Gesundwerden von Mila wichtig ist.
Eines weiss ich: das Krallen schneiden muss zukünftig anders gehen.

Heute war unsere erste Physiotherapie mit Frau Patricia Neumann. 90 Minuten hat sie mit Mila gearbeitet. Es waren vor allem Anteile aus der Osteopathie dabei und Mila machte gut mit. Sie ließ sich willig behandeln und Verspannungen konnten gelöst werden. Für mich ist diese Arbeit ein völlig neues Feld, ich war noch nie bei einer Tier-Physiotherapeutin.
Ich bin sehr froh, dass es so schnell mit einem Termin bei Frau Neumann klappte und Mila wird sicherlich immer wieder eine Therapiestunde bekommen.
Letztlich war auch Frau Neumann zufrieden darüber, wie gut Mila nach dieser schweren Operation schon wieder laufen kann.

Ich denke es wird eine große Herausforderung werden, Mila über viele Wochen eher „ruhig“ zu halten. Zu gerne würde sie jetzt schon wieder traben und schneller gehen, als dieser langsame „Schritt“ an der Leine.

Erste Physiotherapie mit Frau Patricia Neumann. Ihr Hände scheinen sehr gut zu tun und Mila macht willig mit.

Frauchen ist zur Sicherheit immer dabei. Wobei Mila auch schnell Vertrauen zu Frau Neumann hatte.

Auch die Narbe verheilt gut.

Für die Seele gut: Gemeinsames Ruhen und Entspannen.

Levi geht es gut 🙂 Er genießt sein Abendessen das ihm ganz alleine gehört.

Auch die Blumen haben sich erholt und können wieder blühen – wie schön!