Heute vor vier Jahren war ein sehr trauriger Tag für uns. Wir mussten uns von Alma verabschieden – für immer.
Alma, unsere geliebte Kromfohrländerhündin, die im Alter von 10 Jahren scheinbar über Nacht unheilbar krank wurde.
Immer wieder fragte ich mich: Hätten wir etwas anders machen sollen?
Irgendwie passt dazu folgende wahre Geschichte. In dem kleinen Haus (Foto siehe unten), einsam am Waldrand gelegen, wohnten vor längerer Zeit zwei Schwestern. Sie pflegten einen gesunden Lebensstil. Immer in Bewegung. Besorgungen wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad unternommen. Gemüse und Obst wurden vom eigenen Garten geerntet. Frische, saubere Waldluft direkt um sich.
Beide Schwestern starben an Krebs, die eine an Magenkrebs, die andere an Lungenkrebs.
Die Geschichte der Schwestern stimmt mich nachdenklich. Macht es Sinn, auf die Gesundheit zu achten, wenn diese fiesen Krankheiten einfach so vom Himmel fallen? Jeden treffen können, jederzeit?
Ich denke ein gesunder Lebensstil macht Sinn, aber er ist keine Garantie.
Das Haus – so idyllisch gelegen. Doch Idylle ist nicht alles…
Diesen Gedanken transportiere ich auch auf die Hundehaltung und die Hundezucht: Es ist gut, seinem Hund ein gesundes Leben zu ermöglichen. Allerdings wurden meine beiden Mischlings-hunde Maika (geb. 1988) und Sari (geb. 1993) älter als unsere Alma (geb. 2005), obwohl die beiden zu einer Zeit lebten, als die Hundekunde noch längst nicht so differenziert war wie heute. Internet gab es nicht, Hundeschule auch nicht (zumindest nicht in der Nähe unseres Dorfes). Maika und Sari bekamen einfaches Trockenfutter vom Dorfladen, frassen bevorzugt das Katzenfutter unseres Katers (ich wusste lange Zeit nicht, dass dies für Hunde nicht gut ist), dazu die Essensreste vom Mittagstisch. Besonders ungesund: Eine Nachbarin steckte den beiden immer wieder Hustenbonbons zu (wenn meine Mutter mit den Hunden unterwegs war). Unzählige Bonbons wurden von den Hunden zerkaut und gefressen. Dennoch hatten die beiden ein normal langes Hundeleben.
Hundefutter heutzutage? Ein riesiges Thema! So hochwertig, artgerecht, abwechslungsreich und individuell wie das Hundefutter heute käuflich ist (bzw viele kochen es ja auch selber), da sollten unsere Vierbeiner doch alle gesund sein, meint man. Tatsache: Immer mehr Hunde leiden an Futterallergien. Das passt doch nicht zusammen?!
Die Formel aus der Werbung: Gesundes Futter gleich gesunder Hund – so einfach ist es leider nicht. Dazu ist der Hund zu komplex. Garantie gibt es keine.
Als wir 2005 Alma bekamen, gab es schon viel mehr Hundeliteratur. Ich besuchte eine Hundeschule, im Internet konnte ich einiges über die Rasse des Kromfohrländers lesen. Ich bemühte mich, Alma ein gesundes Hundeleben zu bescheren. Die Autoimmunkrankheit brach dennoch aus. Man kann froh sein, dass Alma zumindest 10 Jahre alt werden durfte.
Mit Mila begann wieder eine neue Ära. Das Netz floriert! In unzähligen homepages von engagierten Kromfohrländer-besitzern, Züchtern und Vereinen konnte ich mir immer mehr Wissen aneignen. Überhaupt das Internet: Einen blog oder eine homepage für seinen Hund zu haben scheint normal zu sein. Manchmal frage ich mich, ist das wirklich normal, oder bin ich schon zu crazy? Nun, wenn ich an meine syrischen Nachbarn denke, für die es schon sehr verwunderlich ist, einen Hund mit im Haus zu haben, für sie ist die Vorstellung, dass ein Hund seinen eigenen blog hat, sicher sehr fremd.
Was wird wohl in 20 Jahren im Zusammensein mit Hunden als normal gelten? Vielleicht sind dann alle Hunde Veganer?…Garantie gibt es keine.
Die drei verschiedenen deutschen Kromfohrländervereine, die es derzeit gibt, sind in höchstem Maße gefordert. Eigentlich bräuchten sie ihre ganze Energie, um die Rasse des Kromfohrländers auch in ferner Zukunft zu erhalten. Doch es menschelt. Bei Ansichten zu Zuchtthemen gehen die Meinungen der Vereine auseinander. Die Fronten sind hart, die Wege unüberbrückbar, die Scherben nicht mehr zu kitten. „Gemeinsam zum Wohle und Erhalt des Kromis“ – scheint aussichtslos. Wird es den Kromfohrländer in 30 Jahren auch noch geben? Wünschen und Hoffen darf man es sich. Vielleicht heißen die Kromis dann Kromfrohländer 😉 Sicher ist: Eine Garantie gibt es nicht.
Heute denke ich an Alma.
Und an alle Hunde, die in den letzten Monaten von uns gingen, angefangen bei Papa Bjarne.
An Hunde, die ich persönlich gar nicht kannte, nie ihr Fell kraulte, aber deren homepage mich faszinierte, deren Geschichten ich liebte die sie dort erzählten.
Ich denke an die Hunde aus meinem Dorf, fast täglich gesehen und plötzlich nicht mehr da.
Sie alle mögen gehalten sein, geborgen an einem Ort der Liebe. Ich persönlich glaube an diesen Ort – mit Garantie.
Alma zuckersüß, 11 Wochen alt.
Alma, geduldige Zuhörerin (ihr wurde viel vorgelesen!)
Alma, immer gerne beim Hollandurlaub dabei.
Zwei die zusammen gehörten. Die Erinnerungen werden blasser, doch ganz verblassen werden sie hoffentlich nie.